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Strukturreiches Extensivgrünland im Oberen Diemeltal.

23.11.2022

Aktuelle Forschung: Wertvolle neue Erkenntnisse zur Brutvogeldiversität im Extensivgrünland

Welche Faktoren bestimmen die Diversität von Brutvögeln im Extensivgrünland? Dieser Frage sind Forschende der Osnabrücker Biologe in einer aktuellen Studie nachgegangen. Das Ergebnis: Von besonderer Bedeutung für Arten- und Individuenreichtum ist die Heterogenität der Landschaft.

Extensivgrünland zählt zu den artenreichsten Lebensräumen Europas. Sowohl die Intensivierung als auch die Aufgabe der landwirtschaftlichen Nutzung haben jedoch vielerorts zum Verlust dieser Grünlandhabitate oder zu einer Verschlechterung ihres Erhaltungszustands geführt. Im Gegensatz zu Insekten und Pflanzen, gibt es bisher allerdings kaum Kenntnisse darüber, welche Umwelt¬faktoren die Diversität von Brutvögeln im Magergrünland bestimmen. Vor diesem Hintergrund haben Forschende der Osnabrücker Biologie in einer aktuellen Studie Brutvogelgemeinschaften in zwei unterschiedlichen Grünlandtypen untersucht: in Kalkmagerrasen und im mesophilen Grünland. Die Ergebnisse veröffentlichte das Team aus der Arbeitsgruppe Landschaftsökologie und Biodiversität unter Leitung von Prof. Dr. Thomas Fartmann im Fachmagazin Journal of Ornithology.

Die Forschenden stellten fest, dass die Artenzahl und Dichte in Kalkmagerrasen höher war als im mesophilen Grünland – das galt über alle Arten hinweg, aber auch bei alleiniger Berücksichtigung gefährdeter Spezies. Als Schlüsselfaktoren für die hohe Diversität der Brutvögel in Kalkmagerrasen ermittelten sie die Habitatheterogenität und einen hohen Anteil an wacholderreichen Beständen.

Insgesamt scheinen den Ergebnissen zufolge heterogene, wacholderreiche Magerrasen eine zentrale Rolle für arten- und individuenreiche Brutvogelgemeinschaften zu spielen. Sie weisen zumeist ein kleinräumiges Mosaik aus geeigneten Nistplätzen und Nahrungshabitaten in unmittelbarer Nähe zueinander auf. Im Gegensatz dazu ist mesophiles Grünland durch eine eher homogene Grasnarbe und ein begrenztes Nistplatzangebot gekennzeichnet.

Innerhalb der beiden Grünlandtypen hing die Anzahl und Dichte gefährdeter Arten dagegen primär von der Temperatur zur Brutzeit ab. Vor allem thermophile, d.h. wärmeliebende Arten, wie Turteltaube (Streptopelia turtur) und Wendehals (Jynx torquilla), waren auf die wärmebegünstigten, tieferen Lagen des Untersuchungsgebiets beschränkt.

Die Ergebnisse der Studie verdeutlichen, dass eine Erhöhung der Habitatheterogenität der Schlüssel zur Förderung arten- und individuenreicher Brutvogelbestände im Grünland ist. Da sich die Schutzmaßnahmen gegenwärtig vor allem an den Habitatansprüchen von Insekten und Pflanzen orientieren, liefert die Untersuchung wertvolle neue Erkenntnisse für das zukünftige Management im Extensivgrünland.

Die Studie wurde durch die Stöckmann-Stiftung gefördert.

Brüggeshemke, J., Drung, M., Löffler, F. & Fartmann, T. (2022): Effects of local climate and habitat heterogeneity on breeding-bird assemblages of semi-natural grasslands. Journal of Ornithology 163: 695–707.

Zur Online-Version der Studie

Die Studie als PDF